Volles und kräftiges Haar gilt in unserer Gesellschaft als Schönheitsideal und wird mit Vitalität und Gesundheit in Verbindung gebracht. Entsprechend groß ist der Schmerz, wenn der Kopf immer kahler wird. Doch woran liegt es, dass die einen schon mit 30 eine Halbglatze haben und die anderen sich noch mit 70 über volles Haar freuen können? Und was kann man gegen den ungewollten Haarverlust tun?
Grundsätzlich ist Haarausfall ein ganz normales Phänomen – jeder Mensch verliert täglich etwa 100 Haare. Das liegt am natürlichen Lebenszyklus der Haare, die sich ständig erneuern. Erst, wenn Du deutlich mehr Haare verlierst, besteht Grund zur Sorge. Dann spricht man von krankhaftem Haarverlust. Dieser Haarverlust wird Effluvium genannt. Dauerhafter Haarverlust kann eine Alopezie (Haarlosigkeit) zur Folge haben. Dabei entstehen kahle Stellen auf dem Kopf bis hin zur Kahlköpfigkeit. In vielen Fällen werden die Haare auch immer lichter.
Gesundes Kopfhaar durchläuft drei verschiedene Phasen, bevor es ausfällt:
Anagenphase (Wachstumsphase):
Die aktive Wachstumsphase dauert 2 bis 6 Jahre. Während dieser Zeit werden die Haare in der Kopfhaut in sogenannten Follikeln gebildet und werden allmählich länger und dicker.
Katagenphase (Übergangsphase):
In dieser Phase endet die Zellteilung, die Haarwurzel schrumpft und verhornt.
Telogenphase (Ruhe- / Ausfallphase):
In dieser letzten Phase des Lebenszyklus, die etwa 3 Monate dauert, wird die Stoffwechselaktivität der Haarwurzel eingestellt – das Haar verkümmert. Es wird schließlich von nachwachsenden Haaren aus der Kopfhaut herausgedrückt und fällt aus.
Menschen mit krankhaftem Haarausfall durchlaufen diese Phasen oft nicht wie vorgesehen. Häufig ist die Wachstumsphase und damit der gesamte Lebenszyklus des Haares verkürzt. Dadurch werden die nachwachsenden Haare immer dünner – bis sie nur noch als Flaum zu sehen sind und eine Kahlköpfigkeit entsteht.
"Fast die Hälfte aller Männer sind im Verlauf ihres Lebens von verstärktem Haarausfall betroffen. Was mit Geheimratsecken und einer Tonsur beginnt, endet nicht selten mit einer Glatze. Diesen Prozess kann man aber mit Mitteln wie Finasterid oder Minoxidil wirksam verlangsamen und sogar aufhalten."
Haarausfall kann verschiedene Ursachen haben und unterschiedliche Formen annehmen. Im Allgemeinen unterscheidet man dabei zwischen vorübergehendem und dauerhaftem Haarausfall.
Vorübergehender (temporärer) Haarausfall ist ein zeitlich begrenztes Phänomen, das unterschiedliche Auslöser haben kann. Dazu gehören zum Beispiel psychischer und physischer Stress, Krankheiten wie Schilddrüsenerkrankungen oder die Einnahme bestimmter Medikamente. Auch eine nähr- und mineralstoffarme Ernährung kann zu übermäßigem Haarverlust führen.
Sind diese Ursachen nur vorübergehend, weil eine Krankheit überstanden, ein Medikament abgesetzt oder die Ernährung umgestellt ist, hört der Haarausfall oft auf – die Haare wachsen wieder nach. Allerdings ist die Haarstruktur und -fülle nach dem vorübergehenden Haarausfall nicht immer dieselbe wie vorher. Ein Beispiel für temporären Haarausfall ist etwa die diffuse Alopezie.
Dem vorübergehenden Haarausfall steht der dauerhafte (permanente) gegenüber. Hier nimmt der Haarverlust mit der Zeit zu und verschwindet nicht wie beim Vorübergehenden. Das ist zum Beispiel der Fall bei genetisch bedingtem, kreisrundem oder vernarbendem Haarausfall.
Haarausfall ist in über 95 % der Fälle genetisch bedingt.1 Die Erkrankung wird nicht durch äußere Faktoren verursacht, sondern durch die Gene. Dementsprechend handelt es sich in diesen Fällen um eine chronische, also dauerhafte Erkrankung.
Kreisrunder Haarausfall, auch Alopecia areata genannt, wird bei vielen Männern diagnostiziert, die unter Haarverlust auf der Kopfhaut leiden. Bei dieser Form der Alopezie fallen die Haare an bestimmten Stellen aus, sodass ein kreisrundes Muster entsteht.
Die Ursache für diese Erkrankung ist in vielen Fällen eine genetische Veranlagung, aber auch bestimmte Erkrankungen sowie die Einnahme gewisser Medikamente können die Symptome hervorrufen. Auch Pilzinfektionen, psychischer Stress und Verletzungen der Haarfollikel können Alopecia areata auslösen.
Wie sich der Haarausfall auf Deinem Kopf bemerkbar macht, hängt von der Ursache und der Art des Haarverlusts ab. Bei erblich bedingtem Haarausfall fallen die Haare nach einem bestimmten Muster aus: nach dem Norwood-Hamilton-Schema. Dieses Schema unterteilt den Verlauf des Haarverlusts in sieben Stadien, die den Verlauf von den typischen anfänglichen Geheimratsecken über einen u-förmigen Haarkranz bis hin zum vollständigen Haarverlust beschreiben.
Andere Formen des Haarausfalls verlaufen weniger systematisch. Bei der Alopecia areata, dem kreisrunden Haarausfall, und der Alopecia nodosa, dem vernarbenden Haarschwund, treten zum Beispiel einzelne kahle Stellen auf dem Kopf auf. Ganz anders sieht es beim diffusen Effluvium aus: Hier fallen die Haare gleichmäßig über den gesamten Kopf verteilt aus.
Jeder Mensch verliert täglich Haare. Einen Arzt oder eine Ärztin solltest Du erst dann aufsuchen, wenn täglich übermäßig viele Haare ausfallen, die Haare nicht mehr nachwachsen oder immer mehr kahle Stellen auf dem Kopf entstehen. Um herauszufinden, ob Dein Haarverlust krankhaft ist, kannst Du Dich an verschiedenen Kriterien orientieren.
Achte zum Beispiel auf folgende erste Anzeichen, die mit krankhaftem Haarausfall einhergehen:
Idealerweise wendest Du Dich an einen Facharzt / eine Fachärztin für Dermatologie, also einen Hautarzt / eine Hautärztin, um solche Symptome abklären zu lassen. In einem Gespräch oder mithilfe eines Fragebogens werden mögliche Ursachen für Deinen Haarschwund überprüft.
Die Wahl der Behandlungsmethode erfolgt in enger Absprache mit Deinem Arzt / Deiner Ärztin. Je nach Erkrankung und deren Ursache(n) stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung:
Haarausfall ist eine Erkrankung, die bei den betroffenen Männern häufig einen hohen Leidensdruck auslöst. Während der Verlust einiger Haare vollkommen normal ist, solltest Du beim Verlust von mehr als 100 Haarfollikeln täglich einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.
Zur Behandlung können verschiedene Mittel zum Einsatz kommen. Häufig werden Medikamente angewendet, die den Haarverlust effektiv bekämpfen. Auch nicht medikamentöse Strategien, wie Nahrungsergänzungsmittel und der Abbau von Stress, können helfen, das Haarwachstum wieder anzuregen.
Wer an Alopezie, also an krankhaftem Haarverlust, leidet, kann verschiedene Symptome haben. Diese variieren je nach Art der Erkrankung, können aber zum Beispiel Juckreiz und Brennen auf der Kopfhaut, übermäßigen Haarbruch und bei der Alopecia areata kreisrunden Haarverlust umfassen. Für eine Diagnose sollte unbedingt ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden.
Die Alopezie ist eine Erkrankung, die das Leben vieler Männer stark beeinträchtigt. Daher wird ständig geforscht, um die Ursachen und mögliche Medikamente zur Behandlung zu finden. Im Jahr 2023 haben Forschende der Universität Bonn zum Beispiel einige Genvarianten entdeckt, die erblich bedingten Haarausfall bei Männern begünstigen können.8
Die Symptome von Haarausfall unterscheiden sich oft zwischen Männern und Frauen. So entwickeln Männer bei erblich bedingtem Haarverlust häufig eine Vollglatze, während Frauen zwar deutlich weniger Haare haben, aber immer noch ein Rest Haare vorhanden ist.
Wenn die Haare nicht mehr wie gewohnt wachsen, kann das Wohlbefinden negativ beeinflussen. Häufig ist auch das Selbstwertgefühl stark beeinträchtigt, wenn die Haarfollikel Haare nicht mehr wie gewohnt produzieren. Ein offener Umgang mit der Erkrankung, in schweren Fällen auch psychotherapeutische Unterstützung, kann ein Anfang für einen besseren Umgang damit sein.
Eine mögliche Ursache für Haarschwund sind zwar Pilzinfektionen, die ansteckend sein können. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle liegen jedoch andere Auslöser vor. Beispielsweise zählt eine genetische Veranlagung zu den häufigsten Ursachen, dass Haare an bestimmten Stellen nicht wie gewohnt wachsen.