Wieso heißt es eigentlich erblich bedingter Haarausfall? Kommt Haarausfall durch Vererbung? Und wenn ja: Wird es mütterlicherseits oder väterlicherseits vererbt? Wir klären auf, woher Haarausfall kommt und ob Du betroffen sein könntest.
Erblich bedingter Haarausfall wird in Fachkreisen androgenetische Alopezie genannt und wird - wie der Name vermuten lässt - durch Vererbung von Generation zu Generation weitergegeben. Erblich bedingter Haarausfall beginnt meist mit Geheimratsecken: Die Grenzen des Haaransatzes verschieben sich an den Schläfen langsam aber sicher immer weiter nach hinten. Nach einem gewissen Zeitraum beginnt dann der Hinterkopf Haare zu verlieren und dünner zu werden. Der Haarausfall breitet sich Stück für Stück weiter aus, bis am Ende eine kreisförmige Glatze entsteht und lediglich Haare im Nacken übrig bleiben. Diese optische Erscheinung wird auch als Tonsur bezeichnet. Erblich bedingter Haarausfall ist weit verbreitet: Rund 80 % aller Männer sind betroffen und verlieren im Laufe des Lebens ihre Haare.
Wann der erblich bedingte Haarausfall beginnt, ist von Mann zu Mann unterschiedlich und lässt sich nicht pauschalisieren. Die einen haben mit 20 schon fast eine Glatze, die anderen haben mit 40 “nur” Geheimratsecken. Durchschnittlich beginnt der Haarausfall jedoch um das 20. Lebensjahr herum. Wie schnell der Haarausfall voranschreitet ist ebenfalls erblich bedingt und ist wieder von Mann zu Mann unterschiedlich.
Wenn Du Dir Deine männlichen Mitglieder der Familie so anschaust, wirst Du Dir die Frage stellen, von wem Du wohl den Haarausfall vererbt bekommen hast. Um hierfür eine Antwort zu erhalten, solltest Du Dir primär die Männer mütterlicherseits anschauen, denn: Erblich bedingter Haarausfall wird hauptsächlich von der Mutter vererbt. Haben die Männer mütterlicherseits volles Haar, keine Geheimratsecken und auch ansonsten kein Anzeichen für Haarausfall, hast Du gute Chancen, dass Du von erblich bedingten Haarausfall verschont bleibst. Sollte Dein Vater jedoch Haarausfall haben, bleibt für Dich dennoch ein gewisses Restrisiko bestehen, da neueste Studien belegen, dass auch der Vater Haarausfall vererben kann.
Vererbung ist ein spannendes Thema. Augenfarbe, Veranlagungen, Krankheiten - all das wird rezessiv oder dominant vererbt. Blaue Augen beispielsweise werden nur vererbt, wenn von beiden Eltern das Erbgut dazu kommt, da es rezessiv vererbt wird. Andere Gene liegen auf den Chromosomen selbst. Alles was beispielsweise über das Y-Chromosom vererbt wird, kann nur bei Männern auftreten, da Frauen über zwei X-Chromosome verfügen. Wohingegen Informationen auf dem X-Chromosom an beide Geschlechter weitergegeben wird.
Erblich bedingter Haarausfall wird über das X-Chromosom vererbt, weswegen es nur von der Mutter kommen kann. Würde vom Vater das X-Chromosom kommen, wäre das Geschlecht des Kindes weiblich. Studien haben zuletzt jedoch ergeben, dass ebenfalls auf dem 20. Chromosomenpaar Gene für erblich bedingten Haarausfall liegen können. Dadurch erklärt sich eine Ähnlichkeit zwischen Vater und Sohn bei Haarausfall. Dennoch dominiert das X-Chromosom das 20. Chromosomenpaar, weswegen die Hauptvererbung von der Mutter kommt. Konkret vererbt die Mutter einen Defekt in der Blaupause der Androgen-Rezeptoren, wodurch erblich bedingter Haarausfall entsteht.
Da es sich um einen Gendefekt im Erbgut des Mannes handelt, tritt bei einer Vererbung des Haarausfalls dieser früher oder später auch auf. Jedoch handelt es sich hierbei um eine rezessive Vererbung, wodurch bei Geschwistern nicht zwangsläufig beide von dem Defekt betroffen sein müssen. Durch die genetische Komponente ist eine medizinische Behandlung auch zwingend notwendig, wenn Man(n) seine Haare möglichst lange behalten möchte. Von alleine hört erblich bedingter Haarausfall leider nicht auf.
Es gibt zusätzlich zu erblich bedingten Haarausfall ein “Glatzen-Gen”, das direkt vom Vater selbst vererbt wird. Jedoch ist es sehr selten, weswegen Forscher davon ausgehen, dass es rezessiv vererbt wird und damit nur sehr selten auftritt.
Erblich bedingter Haarausfall ist genetisch veranlagt, weswegen er nicht geheilt, aber behandelt werden kann. So lässt sich die drohende Glatze möglichst lange hinauszögern. Je nach Stadium des Haarausfalls gibt es unterschiedliche Therapieansätze, doch in jedem Fall gilt, je früher behandelt wird, desto besser stehen die Chancen. Bei beginnendem Haarausfall empfiehlt sich ein vorbeugendes Shampoo und - unterstützend von innen heraus- Biotin. Bei fortgeschrittenem Haarausfall ist das neue Biochanin A Haarserum ein effektives Mittel, bei dem Nebenwirkungen ausbleiben und auf natürlicher Basis eine bessere Wirkung als bei Minoxidil erzielt werden kann. Der letzte Ausweg ist Finasterid. Das einzig klinisch nachgewiesene verschreibungspflichtige Medikament, was gegen erblich bedingten Haarausfall hilft. Jedoch sind die Nebenwirkungen nicht zu verachten, weswegen erst die anderen Methoden versucht werden sollten.